Altmühltal 2014

Auf dem Altmühl-Panoramaweg vom 14. bis 21. 07. 2014

Wieder einmal hatte Walter Hebling sich mächtig ins Zeug gelegt, um mit 22 Mitwanderern vor allem aus dem Singkreis eine scheinbar schon gut bekannte Landschaft in Deutschland zu erkunden: Das obere Altmühltal. 
Wir fuhren mit der Bahn von Weinheim nach Gunzenhausen im Frankenland und bezogen dort für eine Woche Quartier im Gasthof Arnold. Jeder Tag wurde in Gunzenhausen mit einer warmen Mahlzeit in wechselnden Lokalen beschlossen.

Der Altmühlpanoramaweg besteht seit 2005 und wurde (für) 2012 zum schönsten Fernwanderweg Deutschlands gewählt. Wie Perlen an der Schnur liegen hier aufgereiht an der etwa 210 km langen Strecke die Sehenswürdigkeiten: kleine und große Ortschaften mit vielen alten Kirchen, geschichtliche Stätten von der Steinzeit bis heute, und vor allem die Landschaft. Die kleine Altmühl hat sich in Millionen Jahren zur Donau hin in Mäandern durch das Gestein gearbeitet, so entstanden Kalkfelsen, steile Hänge mit Wacholderheiden, sanfte, kuppige Zonen und fast ebene Talauen.
Der Weg führt uns mal da- mal dorthin, Wald und offenes Gelände wechseln ständig. Die Markierung ist durchweg sehr gut, Plätze zum Rasten gibt es immer wieder, und auch Gaststätten laden unterwegs öfter zur Einkehr oder Schlussrast ein. Abgesehen von besonderen „Besuchermagneten“ und von Kreuzungsstellen mit dem Radweg im Tal haben wir oft über Stunden niemanden getroffen. Ein Wanderführer in Buchform ist unterwegs sicher vorteilhaft, auch Walter hat den seinigen (laut Buchdeckel „schweißfest und wasserabweisend“) öfter zur Hand genommen. Wir hatten uns die ersten 120 km bis Kinding vorgenommen, die Wege von und zu den Tagesetappen wurden mit einem kleinen Reisebus zurückgelegt. Der Fahrer ließ es sich nicht nehmen, uns seine Heimat vorzustellen.

Bereits am Anreisetag begann zu Fuß der erste Abschnitt vor der Haustür, durch das Städtchen hindurch – im Pflaster wird der Verlauf des ehemaligen römischen Limes gezeigt – auf die erste Schichtstufe des Fränkischen Jura zu. Diese markante Linie trägt den passenden Namen Hahnenkamm, oben thronen Dorf und Burg Spielberg. Die Burg ist anscheinend nie zerstört worden oder dem Zerfall preisgegeben gewesen und wirkt von Weitem interessanter als aus der Nähe; aber der Skulpturengarten drumherum hatte es uns allen dermaßen angetan, dass wir ihm zu Beginn des zweiten Tages gleich nochmal einen ausführlichen Besuch abstatteten. Der Weg ging weiter im Wald am Hahnenkamm entlang; Bewunderung fand am Waldrand eine Wiese mit blühenden Orchideen (Knabenkräutern). Bald zeigte uns noch der Jura als Gestein sein eigenes Gesicht in Form von zwei „steinernen Rinnen“: Das in den Stein eingedrungene Wasser löst den Kalk und gibt ihn zu Tage wieder frei, auf diese Weise baut sich das Gerinne sein Bett immer höher. Eine Pause gab es im Cafe in Wolfsbronn; der Kuchen kam auf einer großen Platte an den Tisch. Schlussrast war in einer urigen Gaststätte in Auernheim.

Der dritte Tag führte uns von dort wieder durch vielfältige Landschaft ins schmucke und gastliche Treuchtlingen, wo wir endlich unsere Altmühl wiedersahen. Im kleinstädischen Ambiente hatten wir eine schöne Rast an „Hannis Kiosk“ in der Nähe einer alten Dampflock. Nun war Pappenheim nicht mehr sehr weit; als noch etwa eine halbe Stunde zu gehen war, stürzte Roland und blutete im Gesicht. Er wurde von uns erstversorgt und konnte ohne Probleme aus eigener Kraft Pappenheim erreichen, wo wir vorzeitig vom Bus aufgenommen wurden.

Wir holten am Folgetag die Besichtigung von Pappenheim nach und schlenderten ein Weilchen durch die Altstadt; nach etwa zwei Stunden am Altmühlhang passierten wir die Außenbezirke von Solnhofen, hier grüßen schon die 12 Apostel übers Tal, der Weg führt schließlich am oberen Rand der Kalkfelsen entlang. Im Tal selbst, in Eßlingen, bietet der 13. Apostel seine Gaben an; diesen sprechen Wanderer, Radund Bootsfahrer in der Gartenwirtschaft fleißig zu. – Auch wir haben uns gut gestärkt, denn jetzt ging es wieder bergauf zum Steinbruch Maxberg. Nun zog sich der Himmel zu und schickte uns einige dicke Tropfen; da wir nicht wussten, wie viele es noch werden sollten, strebten wir dem Tagesziel (Mörnsheim) zu.

Am nächsten Tag gefiel uns das alte Städtchen Dollnstein sehr; bald danach ging es wieder längere Zeit über eine Magerwiese am Fuß eines Kalkfelsens. Mittagsrast war dann am Fossiliensteinbruch Blumenberg.
Sehr kurze Zeit nach der Mittagsrast – wir waren noch gar nicht ins Schwitzen gekommen – zeigte sich im Tal Eichstätt. Die Willibaldsburg auf dem Bergsporn über dem Tal stammt noch aus der Zeit, als geistliche und weltliche Macht noch in einer Hand lagen und die Missionerst kurz zurück lag. Für eine kleine Stadtbesichtigung gab uns Walter zwei Stunden frei, und das haben wir auch weidlich ausgenutzt, um die schöne Altstadt mit ihren Kirchen, Bischofspalästen und Bürgerhäuser zu besichtigen. Jede Aufzählung muss hier unvollständig bleiben.

Noch schöner war die Stadt am nächsten Morgen, geschmückt zu Fronleichnam. Bald stiegen wir aber den Berg hinauf, wo uns auf den Feldern die Blumen im Korn begleiteten. In der Nähe von Buchenhüll liegt die Mammuthöhle, hier wurden zahlreiche Tierknochen aus der letzten Eiszeit gefunden. Nach einer Rast auf Treppenstufen und modrigen Baumstämmen ging der Weg hinter Walting vorbei; eigentlich hätten wir auch Rieshofen umlaufen sollen, aber Walter hatte wohl irgendwie eine Wirtschaft ausgekundschaftet – den Gasthof Bauer. Hier haben wir uns wieder ausgesprochen wohl gefühlt bei Speis und Trank.
Der Weg zum Bus nach Pfalzpoint durch die Flussniederung war jetzt nicht mehr weit.

Der letzte Wandertag führte uns über die Gungoldinger Heide und auf die Arnsberger Leite hinauf, ein
hochgezogener Felsrücken mit einer schönen Aussicht. Auf der nächsten Höhe hinter Böhming finden sich im Wald Reste des Limes mit interessanten Erklärungen. An Kipfenberg vorbei mit seiner hochgelegenen Burg erreichten wir schließlich Kinding und genossen die Abschlussrast im Gasthof Krebs. Eher beiläufig warfen noch einige einen Blick auf die Wehrkirche aus dem 14. Jahrhundert. Auch diese Kirche soll bei der Fortsetzung der Tour im übernächsten Jahr noch eingehend betrachtet werden.
Der Tag wurde bei fränkischer Kost, Dank für Walter und seine intensiven Bemühungen sowie einem Ausblick auf die Planungen der nächsten Jahre abgeschlossen. Fast alle haben wir uns immer sehr wohlgefühlt, obwohl gelegentlich sichtlich ein Wermutstropfen in den süßen Wein gefallen war.

Die Rückreise fiel zwei Stunden länger aus, da die DB ihren Fahrplan an diesem Samstag äußerst freizügig und souverän ausgestaltete. Trotzdem fanden sich am Abend zur Sonnwendfeier noch einige Unentwegte zum Singen.

Hans Schlabing