
Wenn jemand sagt, er fährt nach Deutschnofen in Südtirol, wird seinem Gegenüber wohl nur selten ein Licht aufgehen. Klarheit bringen dann eher die Begriffe Rosengarten, Latemar, Schlern und Seiser Alm; alle diese Orte liegen in den Dolomiten, und genau da ging es hin für 21 Reisende vom Singkreis des Alpenvereins in Weinheim.
Schon zum zweiten Mal im Jahr 2025 war Walter Hebling mit seinen Schützlingen für 8 Tage im Hochgebirge unterwegs, diesmal in der letzten Maiwoche. Die Organisation der Reise von A bis Z lag diesmal in den Händen von Ulla Meyer aus Mannheim, die selbst 29 Personen beisteuerte. Die Weinheimer durften sich als willkommene Gäste in dem bis auf den letzten Platz besetzten Fünfzig – Personen – Bus fühlen. Ulla und Manuela, die Fahrerin, hatten stets das Steuer in der Hand und brachten beide ihre Informationen gut gemischt mit Späßen an ihr Publikum.
Unsere Heimat für eine Woche wurde das Hotel Schwarzenbach auf 1294 m Höhe. Das Haus und die Mahlzeiten mit allem drum herum waren einfach Spitze. Gut beraten war der, der um die Taille herum bei Ankunft unter seinem Gürtel noch ein wenig Luft hatte, sonst kostete es jeden Tag mehr Mühe, den frischen Südtiroler Speck zu bändigen. Aber zum Glück, zum Ausgleich, wurde auch noch reichlich Bewegung geboten.
Die Sänger vom Alpenverein mit Walter Hebling an der Spitze hatten ihr eigenes Programm, aber wenn es passte, haben auch Weinheimer an Ullas Programm teilgenommen.
Am Montag begann es für die AV – Leute bei herrlichem Wetter am Karerpass: im Rücken den Rosengarten und im Blick den Latemar, am Weg die schönsten alpinen Frühlingsblumen, die treuen Begleiter bis zum letzten Tag. Der anspruchsvolle Teil des Weges war der Labyrinthsteig, ein ausgedehnter alter Felssturz vom Latemar mit Felsbrocken bis fast zur Hausgröße. Ohne Markierung wäre die Richtung mit Sicherheit verloren gegangen. Nach Klettern und durch Löcher Schlüpfen gings wieder bergab, um zum Karersee zu kommen mit seinen Azur – und Blautönen in unvorstellbaren Spielarten. Nun brauchte es eine Energiezufuhr der materiellen Art im nahegelegenen Besucherzentrum. So war schon der erste Tag ein Glanzlicht dieser schönen Wanderwoche. Länge: 8,5 km, 370 m hoch, 590 m ab.
Für den nächsten Tag war dann Regen angekündigt und daher wurde die ohnehin geplante Fahrt nach Meran vorgezogen, dort fielen nur wenige Tropfen. Der Charme der alten österreichischen Kurstadt ist hier noch sehr zu spüren und tut immer wieder gut. Von hier aus kam auch noch der Marlinger Waalweg zu Ehren, Bestandteil eines alten und immer noch betriebenen Bewässerungssystems. Dieses verlangt auf dem Waalweg selbst unbedingt nur leichtes Gefälle, so lässt es sich entspannt wandern (Länge: 12 km, 120m hoch, 470 m ab). Das war übrigens der einzige Tag mit Regen, sonst schien die ganze Woche die Sonne.
Am Mittwoch teilte sich dann sogar die Weinheimer Gruppe nochmal auf, mit Walter gings mit dem öffentlichen Bus nach Eggen, dann zu Fuß über die Höhe und durch Sumpf nach Rauth, von dort nach Hause. Hans dagegen ging mit den Seinen vom Haus aus den Schwarzenbach hoch bis zum Lavazepass, nach einer Rast am Teich dann noch ein Stückchen den Zanggen hoch. Der Rückweg führte teils unbefestigt durch sumpfiges Gebiet – wohlgemerkt als Wanderweg ausgewiesen – und dann durch das Tal des Liegbaches zum Ausgangspunkt zurück.
Der nächste Tag vereinte die beiden Weinheimer Gruppen wieder, ein richtiger Höhenweg war angepeilt – der Hirzelsteig am Rosengarten, vom südlichen Zugang aus, also vom schon bekannten Karerpass (1745m). Nach steilem Anstieg und kurzer Rast auf der Paolinahütte, folgte das Christomannos – Denkmal (2349m). Bedeutend war der Geehrte vor allem, weil er Ende des 19. Jahrhunderts Südtirol weithin als Wander- und Klettergebiet bekannt gemacht hat, schon damals mit großem Erfolg. Genau im Sinn von Christomannos ist sein Denkmal ein beliebtes Fotomotiv, ob für sich oder als Bestandteil eines Gruppenbildes. Nun kam der Steig, ein echtes Hochgebirgserlebnis; oft schmal und mit Tiefblicken, aber mit wunderbarem Panorama nach Westen und den vielgestaltigen gewaltigen Formationen des Rosengartens zum Greifen nah. Das Alles war schön und anstrengend zugleich (Länge 9 km, 500m hoch, 100m ab). Nach der kurzen Erholung in der Rosengartenhütte war uns die Seilbahn zur Frommeralm mehr als willkommen, und dann mit öffentlichen Bussen fuhren wir zum Hotel zurück.
War es an diesem Abend, dass Ulla eine zünftige Volksmusik bestellt hatte? Hat sich der Berichterstatter leider nicht notiert, jedenfalls wurde nach Kräften geschunkelt und mitgesungen, ein lustiger Abend.
Auf die Seiser Alm hatten viele schon sehnsüchtig gewartet. Am Freitag, an dem nun schon vorletzten Tag, ging dann dieser Wunsch endlich in Erfüllung. Unser Bus wurde voll und brachte uns nach Seis am Schlern. Bereits das Parkhaus am Fuß der Kabinenbahn hat beachtliche Ausmaße und war jetzt in der Vorsaison nicht ausgelastet. So war auch die Fahrt nach oben zur Seiser Alm kein Problem, zum Ort Compatsch auf 1880 Metern Höhe. Hier zerstreuten sich unsere Gruppen wieder, Walter führte zur Puflatsch-Alm, die auf einem Hochplateau liegt, mit wunderbarer Aussicht in die Nähe und die Ferne aus 2190 m Höhe: Schlern, Sautnerspitze, Platt- und Langkofel und St. Ullrich waren neben vielem, vielem anderen noch zu sehen. Natürlich durfte auch eine Einkehr auf der Puflatsch-Alm nicht fehlen.
Nicht minder genussreich war der Ausflug von Hans, der erstmal auf den vielbegangenen Panoramaweg führte. Hier kommen sichtlich Menschen aus einigen Erdteile zusammen. Bald war aber der Pfad Richtung Rosszahnscharte gefunden und damit eine einsame Bergidylle mit vielen Blumen und herrlichen Panoramen. Den leider notwendigen Rückweg versüßte eine Rast auf der Edelweißhütte.
Am letzten Tag, den Samstag sprachen einige von Verlängerung, aber das war leider nicht realistisch. Eine kurze Busfahrt nach Deutschnofen und weiter nach Maria Weißenstein brachte uns in eine andere Welt als am Vortag. Wie der Name schon andeutet, steht hier ein Kloster mit einer wichtigen Wallfahrtskirche. Im großen Eingangsbereich sind die hohen Wände über und über bedeckt mit Dankesbezeugungen, aber auch mit Bitten und Gebeten. Darunter fiel mir besonders auf ein nach alter Art verzierter, von einem Pferd gezogener Wohnwagen, einem Roma oder Sinto gehörend, mit einem Gebet des Besitzers für sich und sein Volk. In der Kirche selbst war gerade Andacht mit vielen Gläubigen, da wollte keiner stören. Nachdenklich traten wir den Rückweg nach Schwarzenbach an, über Petersberger Alm und Laabalm, jeweils mit Rast. Zum Schluss ließen sich vom St. Helenaweg noch Rosengarten und Latemar zusammen in voller Größe bewundern (Länge 9 km).
Nach dem letzten Abendessen dankten wir, Weinheimer, unter dem Rauschen des Baches vor der Haustür, nochmal Walter für seine Idee und die Durchführung der wunderschönen Wanderwoche in Südtirol im Hotel Schwarzenbach, verbunden mit dem Wunsch, bald wiederzukommen.
06.06.2025, Hans Schlabing
















